Allgemeines zum Thema Sexualität und Krankheit

“Ich war in meinem Leben schon oft mit Krankheit konfrontiert. Von leichten körperlichen Beschwerden bis hin zu einer lebensbedrohlichen Situation. Daraus habe ich eines gelernt: für den Fortbestand einer guten Beziehung ist es entscheidend, dass man offen miteinander umgeht. Auch wenn es um Sexualität geht, denn sonst hätten wir uns echt auseinandergelebt.”

Krankheit/Beeinträchtigung und Sexualität

Jede Diagnose löst im Menschen zahlreiche Gefühle und Überlegungen aus. In erster Linie möchte man natürlich wissen, was die Krankheit für den Alltag bedeutet, und daraus ergeben sich viele Fragen, unter anderem:

  • Besteht Chance auf Heilung?
  • Mit welchen Einschränkungen ist zu rechnen, was ist dann noch möglich?
  • Welche Behandlungen und Therapien stehen bevor?

 

Eine Krankheit oder Beeinträchtigung kann jedoch auch die Sexualität und das Intimleben beeinflussen. Der Geschlechtsverkehr kann sich beispielsweise als beschwerlich erweisen – sowohl aufgrund physischer wie auch psychischer Ursachen. Auch die Partnerin bzw. der Partner kann aus Angst oder Unwissenheit manchmal Probleme mit körperlicher Nähe haben.

Kommunikation ist auch in diesem Fall der Schlüssel zum Erfolg. Auf unserer Website finden Sie weiterführende Informationen und Tipps zum Thema Intimität und Sexualität während einer Krankheit oder Beeinträchtigung.

Krankheit/Beeinträchtigung und physischer Zustand

Es kann sein, dass Ihr Körper aufgrund einer Krankheit oder Beeinträchtigung nicht mehr wie gewohnt funktioniert. Daraus können Beschwerden resultieren, die Ihre Lust auf Geschlechtsverkehr oder Intimität negativ beeinflussen. Einige dieser Beschwerden können sich auch als Nebenwirkung der Medikation oder einer Therapie ergeben. Mögliche Symptome sind:

  • Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Übelkeit
  • Unbeweglichkeit

 

Weiters können folgende Beschwerden auftreten:

  • Juckreiz
  • Gefühllosigkeit
  • Übersensibilität
  • Taubheitsgefühl aufgrund einer Nervenschädigung

 

Weiters haben hormonelle Veränderungen einen großen Einfluss:

  • Verfrüht einsetzende Menopause
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Verminderte Testosteronproduktion
  • Erektionsstörungen

Krankheit/Beeinträchtigung und psychische Befindlichkeit

Möglicherweise verändern sich Ihr Selbstbild oder Ihre psychische Befindlichkeit aufgrund der Krankheit oder Beeinträchtigung. Die Konfrontation mit Ihrer Diagnose sowie mögliche Einschränkungen aber auch Veränderungen Ihres Aussehens können eine ganze Reihe von Gefühlen auslösen, welche die Lust aufs Liebemachen negativ beeinflussen. Hier ist beispielsweise zu denken an:

  • Scham
  • Verunsicherung
  • Versagensängste
  • Schuldgefühle
  • Labilität
  • Niedergeschlagenheit
  • Depression

Wenn Sie das Gefühl haben, als Partner*in zu versagen, können Sie dabei leicht in eine Art Teufelskreis geraten.

 

Krankheit/Beeinträchtigung in Bezug auf Die sexuelle Beziehung

All diese physischen oder psychischen Ursachen können eine Beziehung unter Druck setzen, auch in sexueller Hinsicht. Die Lust auf Intimität kann stark reduziert sein. Es ist auch möglich, dass Sie weniger schnell erregt sind, mit Erektionsstörungen zu kämpfen haben oder schwieriger bzw. gar nicht zum Orgasmus kommen.


Es kann auch sein, dass Sie den Geschlechtsverkehr als schmerzhaft empfinden und Sie so in einen Teufelskreis geraten, da die Angst vor dem Schmerz die Erregung beeinträchtigt. Außerdem kann es sein, dass der*die Partner*in  bewusst auf Abstand geht, weil er*sie Angst hat, Ihnen Schmerzen zu bereiten oder zu aufdringlich zu wirken. Wenn der*die Partner*in zu sehr in die Rolle des*der Pfleger*in  schlüpft, kann es auch dadurch zu einer gegenseitigen Distanziertheit kommen.

 

Ist es logisch, dass das Bedürfnis nach Sex weniger werden kann?

Ja, das ist vollkommen logisch und passiert sehr vielen Paaren. Die gute Nachricht lautet: Das muss nicht so bleiben. Kommunikation ist auch in diesem Fall sehr wichtig. Sprechen Sie mit dem*der Partner*in und eventuell auch mit Ihren Hausärzt*innen darüber. Er oder sie weiß, welche Maßnahmen in Ihrer speziellen Situation hilfreich sein können.

Man kann sich auch direkt an Sexualmediziner*innen und Sexualtherapeut*innen oder Sexualtherapeut*in wenden.

Wie lassen sich Sexualität und Intimleben gut erhalten?

Durch offene und ehrliche Gespräche kann gegenseitiges Verständnis für die Gefühle und Einstellungen des*der Partner*in entstehen. Es kann hilfreich sein, die Rollenverteilung innerhalb der Beziehung neu zu definieren. Dabei müssen Sie das Rad nicht neu erfinden, viele Paare lassen sich dabei helfen.

Hilfestellung auf dem Gebiet der Sexualität finden Sie über:

• Gespräch mit dem*der Hausärzt*in bezüglich einer Überweisung
• Eine oder mehrere Konsultationen eines*einer Sexolog*in, eines*einer Sexualtherapeut*in, einer Sexualberatung, eines*einer  Sexualmediziner*in
• Information oder Behandlung bei einem*einer auf Beckenbodentherapie spezialisierten  Physiotherapeut*in oder  Urolog*in
• Behandlung und Begleitung bei der Wahl der Medikamente
• Kognitive Verhaltenstherapie.

Hier finden Sie mehr Informationen zu Sexualität und Intimität bei:

Herz- und Kreislauferkrankungen
COPD und Asthma
Brustkrebs
Schmerz
Diabetes
Problemen mit dem Beckenboden
Chemotherapie
Gynäkologischer Krebs
Prostatakrebs
Lichen Sklerosus
Endometriose

Die niederländische Stiftung „Sick & Sex Foundation“ stellt diesen Text zur Verfügung. Übersetzung im Auftrag des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele (MA 24), www.frauengesundheit.wien.at

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