Sexualität und Intimität bei COPD UND ASTHMA
Chronische Lungenkrankheiten wie Asthma und COPD haben oft einen progressiven Verlauf, ein Lungenpatient/ eine Lungenpatientin muss sich oft auf wechselnde physische (körperliche) Befindlichkeiten einstellen. Dies wirkt sich auch im Alltag aus: bei der Arbeit, in der Familie aber auch im Sexualleben. Leider gibt es bei Patient*innen mit einer Lungenerkrankung noch wenig bis gar kein Bewusstsein für die Auswirkungen auf die Sexualität. Das ist schade.
Informationen und Tipps bei vermindertem Interesse an Sex und Erregungsstörungen (für sie und ihn)
• Kurzatmigkeit und Müdigkeit können das sexuelle Verlangen beeinträchtigen.
• Chronischer Husten mit Auswurf und schlechter Atem in Folge von COPD können ein Problem sein.
• Die Angst vor einem Erstickungs- oder Hustenanfall während des Geschlechtsverkehrs sowie die Angst vor unkontrolliertem Harnverlust können sich negativ auf die Erregung bzw. die Orgasmusfähigkeit auswirken.
• Darüber hinaus können Scham wegen des Hustens, Belastungsintoleranz (geringe körperliche Belastbarkeit) und ein negatives Selbstbild das sexuelle Verlangen beeinträchtigen.
• Bemühen Sie sich um eine möglichst gute körperliche Verfassung. Das wirkt sich positiv auf die Sexualfunktion aus. Wichtig ist auch ein gut temperiertes Schlafzimmer – nicht zu kalt (kann zu Hustenreiz führen) und nicht zu warm (kann ein zusätzliches Gefühl der Beklemmung auslösen).
• Nehmen Sie vorab eventuell ein kurzfristig wirkendes Mittel zur Erweiterung der Atemwege.
• Gehen Sie es während des Geschlechtsverkehrs langsam an, haben Sie Sex, wenn Sie ausgeruht sind, und gönnen Sie sich gegebenenfalls eine Pause.
• Experimentieren Sie beim Geschlechtsverkehr mit unterschiedlichen Stellungen, bei denen das Gewicht auf den Brustbereich reduziert wird.
COPD und Sexualität beim Mann
Erektionsstörungen
• 75% der Männer haben Probleme, eine Erektion zu bekommen und/oder aufrechtzuerhalten. Häufig ist dies auf Gefäßstörungen als Folge des Rauchens zurückzuführen.
• 1/3 der Männer leidet unter vorzeitigem Samenerguss (ejaculatio praecox).
• Auch psychische Faktoren wie Versagensängste, Scham, Beziehungsprobleme und ein negatives Selbstbild können bei Erektionsstörungen eine Rolle spielen.
Tipps
• Hören Sie mit dem Rauchen auf. Rauchen wirkt sich negativ auf die Erektion aus. Trinken Sie weniger Alkohol und ernähren Sie sich gesund. Männer mit Übergewicht sind anfälliger für Erektionsstörungen, sorgen Sie daher für ein gesundes Körpergewicht.
• Die langfristige Behandlung mit Sauerstoff kann bei Erektionsstörungen helfen, leider wird diese Therapieform (Sauerstoffbrille oder Kanüle) oft als einschränkend empfunden.
• Regen Sie Ihre Phantasie zusätzlich mithilfe erotischer Literatur oder Abbildungen an. Wenn Berühren oder Phantasieren nicht mehr ausreicht, um eine ausreichende Erektion zu bekommen, können Sie den Penis zusätzlich stimulieren. Dies kann erfolgen, indem man der Penis zusätzlich hält oder ein Gleitmittel verwendet. Ein (Finger)vibrator kann ebenfalls für zusätzliche Stimulation sorgen.
• Sprechen Sie mit dem*der Hausärzt*in über den Einsatz erektionsfördernder Medikation.
• Bei noch vorhandener Erektion kann ein Stützkondom (doppelwandiges Kondom) oder ein Penisring (elastischer Ring) zu einem längeren Geschlechtsverkehr verhelfen.
• Kommt keine Erektion zustande, kann eine Vakuumpumpe helfen. Dabei handelt es sich um eine Röhre, die über den schlaffen Penis gestülpt wird. Sobald die Luft aus der Röhre gesaugt wird, entsteht ein Vakuum, sodass Blut in den Penis gepumpt wird und eine Erektion entsteht. Danach wird am Schaft des Penis ein elastischer Ring angebracht, damit das Blut nicht mehr zurückfließen kann. Der Ring darf nicht länger als 30 Minuten getragen werden.
COPD und Sexualität bei der Frau
• Anfälliger für Erregungs- und Orgasmusstörungen
• Frauen haben ein größeres Risiko, an Depressionen zu erkranken, gegebenenfalls in Kombination mit einem negativen Selbstbild. Dies hat wiederum negativen Einfluss auf das Interesse an Sex.
• Die medikamentöse Behandlung einer allfälligen Depression kann sich negativ auf das sexuelle Empfinden auswirken.
• Angst vor Belastung und Verlust der Erregung und als Folge davon verminderte Lust auf Geschlechtsverkehr
Tipps
• Sorgen Sie für entsprechende Reize, um erregt zu werden, variieren Sie unterschiedliche Techniken. Erotische Literatur oder Bildmaterial können dabei helfen. Ein Gleitmittel kann bei unzureichender Lubrikation (Feuchtigkeit) helfen, achten Sie jedoch darauf, erregt zu sein ehe es zur Penetration kommt.
• Erkundigen Sie sich bei Ihrem Hausarzt/ Ihrer Hausärztin nach allfälligen Nebenwirkungen Ihrer Medikation, vor allem Antidepressiva sind für ihren negativen Einfluss auf die Sexualität bekannt.
Asthma und Sexualität
Mehr als die Hälfte aller Personen mit Asthma leidet auch an Störungen der Sexualität. Dabei sind unter den Asthmatikern mehr Frauen als Männer betroffen.
Wenig oder keine Lust auf Sex hängt immer vom Allgemeinbefinden ab. Sexualität existiert nicht isoliert vom übrigen Leben. Geht es uns schlecht, kommt dies auch in unserem Liebesleben zum Ausdruck.
Mögliche Ursachen für reduzierter Libido und Erregungsstörungen (bei ihm und ihr)
• Angst, während des Geschlechtsverkehrs kurzatmig zu werden
• Allergische Faktoren
• Mäßiger physischer (körperlicher) Zustand
• Negatives Selbstbild: Durch die Erfahrung physischer (körperlicher) Einschränkungen kann ein negatives Selbstbild entstehen.
• Personen mit Asthma leiden oft unter Ekzemen. Dies kann zu einem negativen Selbstbild und Schamgefühl führen.
• Veränderte Rollenmuster in der Beziehung
Personen mit Asthma sind anfällig für Allergien. Der Kontakt mit Sperma kann allergische Reaktionen auslösen (human seminal plasma allergy), die zu Juckreiz, brennendem Ausschlag, Rötungen und Schmerzen aber auch zu Husten, Kurzatmigkeit und in seltenen Fällen auch zu einem anaphylaktischen Schock führen können. Eine Latexallergie (Kondome) oder Allergie auf Bestandteile im Gleitmittel können die gleiche Reaktion verursachen. Auch Bestandteile des Speichels, Spermas oder Vaginalsekrets können bei Körperkontakt eine allergische Reaktion auslösen. Allergische Symptome können sich hinderlich auf den Geschlechtsverkehr auswirken. Auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Rauch, Hausstaubmilben, wechselnden Temperaturen, Haarspray etc. kann Beschwerden verursachen.
Tipps
- Sorgen Sie für ein sauberes und gut gelüftetes Schlafzimmer.
- Geschlechtsverkehr tagsüber kann für Personen mit Asthma angenehmer sein, da die Asthmabeschwerden dann im Allgemeinen weniger stark ausgeprägt sind.
- Informieren Sie sich über anitallergene Kondome oder Gleitmittel (z B. in einer Apotheke)
Medikation bei Asthma oder COPD kann das Sexleben negativ beeinflussen
• Medikamente zur Erweiterung der Atemwege können zu Irritationen im Hals oder einem trockenen Mund führen, was beim Küssen störend sein kann. Außerdem können sie ein Gefühl innerer Unruhe auslösen. Manche Personen empfinden das in sexueller Hinsicht als positiv, andere als negativ.
• Entzündungshemmer können eine Pilzinfektion im Mund verursachen. Dies kann sowohl für den*die Patient*in wie auch den*die Partner*in Partnerin beim Küssen und Geschlechtsverkehr störend sein. Infektionen im Mund lassen sich vermeiden, indem man nach der Anwendung eines Entzündungshemmers den Mund spült oder etwas isst.
• Antibiotika und orale Kortikosteroide (wie beispielsweise Prednison) können vaginale Pilzinfektionen verursachen. Das kann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.
• Kortikosteroide können auch Menstruationsstörungen, Stimmungsschwankungen, Depressionen und Persönlichkeitsveränderungen auslösen. Bei Anwendung über einen längeren Zeitraum kann es zu einer Zunahme des Körpergewichts und einer Veränderung des Aussehens kommen. Längere Anwendung kann auch zu geringerer Testosteronproduktion und damit verbunden zu weniger Lust auf Geschlechtsverkehr führen.
Die niederländische Stiftung „Sick & Sex Foundation“ stellt diesen Text zur Verfügung. Übersetzung im Auftrag des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele (MA 24), www.frauengesundheit.wien.at