Intimität und Sexualität bei Diabetes

Es ist eine bekannte Tatsache, dass Personen mit einer chronischen Krankheit ein erhöhtes Risiko haben, unter sexuellen Problemen zu leiden. Auch Diabetes kann das Sexleben beeinflussen. Das kann einerseits unmittelbar auf die Krankheit zurückzuführen sein, aber auch auf die Medikation oder die Art, wie jemand damit umgeht. Eine Erektionsstörung kann bei Männern sogar eines der ersten Symptome von Diabetes sein. Leider sind sexuelle Probleme noch immer ein Tabuthema, vor allem bei Personen mit einer chronischen Beeinträchtigung. Kranke Menschen haben doch keinen Sex, oder?? Nichts könnte falscher sein, denn auch mit einer chronischen Beeinträchtigung ist ein befriedigendes Sexleben möglich. Es sind nur einige Faktoren zu berücksichtigen. Bedenken Sie, dass nicht alle Beschwerden mit Ihrer Krankheit zu tun haben müssen, jeder Krankheitsverlauf und jedes Krankheitsbild ist individuell.

DIABETES BEI FRAUEN

Gründe für reduzierte Lust auf Sex und Erregungsstörungen
• Müdigkeit infolge von Diabetes kann die Lust auf Sex stark beeinflussen.
• Harnverlust oder die Angst vor Harnverlust während des Geschlechtsverkehrs wirkt sich auch nicht gerade luststeigernd aus.
• Angst vor einem Hypo während des Geschlechtsverkehrs
• Beziehungsprobleme wie beispielsweise eine veränderte Rollenverteilung aufgrund der Krankheit
• Psychologische Faktoren, wie beispielsweise ein angekratztes Selbstbild, Scham in Bezug auf den eigenen Körper, Schwierigkeiten, Diabetes zu akzeptieren oder eine Depression können die Lust auf Sex negativ beeinflussen.
• Bei medikamentöser Behandlung einer Depression können sich die Nebenwirkungen auf das Erleben der Sexualität auswirken.

Tipps
•Sorgen Sie für ausreichend Zeit, um erregt zu werden, und probieren Sie auch neue Reize aus, beispielsweise ein erotisches Spiel oder erotische Literatur. Es sind auch immer mehr frauengerechte Pornofilme verfügbar.
•Erkundigen Sie sich bei dem*der Ärzt*in nach den Nebenwirkungen Ihrer Medikation und besprechen Sie allfällige Alternativen.

Verminderte Lubrikation und Schmerzen
Wird die Scheide nur unzureichend feucht und treten Schmerzen auf, scheint dies vor allem mit einer unzureichenden Einstellung der Diabetes und einer bei Diabetes häufig vorkommenden, hartnäckigen Pilzinfektionen zusammenzuhängen. Diese hartnäckigen Pilzinfektionen können ein erstes Anzeichen für Typ 2-Diabetes sein. Auch das Rauchen kann die Durchblutung beeinträchtigen – hören Sie also daher mit dem Rauchen auf.
•Sorgen Sie für ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit, um zu einer entsprechenden Erregung zu gelangen. Ist die Feuchtigkeit noch nicht ausreichend gegeben, können Sie ein gutes Gleitmittel verwenden. Vermeiden Sie in jedem Fall den Geschlechtsverkehr ohne ausreichende Erregung und/oder Feuchtigkeit. •Suchen Sie bei (vaginalen) Infektionen immer eine*n Hausärzt*in bzw. Gynäkolog*in auf und warten Sie nicht darauf, dass es von selbst vergeht. Eine derartige Infektion kann nämlich irreparable Schäden verursachen.

Orgasmusstörungen
•Die Durchblutung in Richtung der Vagina kann eingeschränkt sein. Die winzigen Blutgefäße, die für das Anschwellen und die Sensibilität der Klitoris sorgen, können beschädigt sein. Ein Orgasmus ist in diesem Fall möglicherweise schwerer zu bekommen und/oder fällt weniger intensiv aus.

Tipps
Erkunden Sie gemeinsam mit Ihrem Partner/ Ihrer Partnerin ganz neu, was sich gut anfühlt. Manchmal kann es erforderlich sein, für zusätzliche Reize zu sorgen. Ein Vibrator kann dabei ein gutes Hilfsmittel sein.

DIABETES BEI Männern

Mögliche Gründe für reduzierte Lust auf Sex und Erregungsstörungen:
• Zu hohe Blutzuckerwerte können für reduzierte Lust verantwortlich sein (möglicherweise hängt dies mit einem niedrigeren Testosteronspiegel zusammen).
• Müdigkeit infolge von Diabetes kann die Lust auf Sex stark beeinflussen.
• Harnverlust oder die Angst vor Harnverlust während des Geschlechtsverkehrs wirken sich auch nicht gerade luststeigernd aus.
• Angst vor einem Hypo während des Geschlechtsverkehrs
• Beziehungsprobleme wie beispielsweise eine veränderte Rollenverteilung aufgrund der Krankheit
• Psychologische Faktoren, wie beispielsweise ein angekratztes Selbstbild, Scham in Bezug auf den eigenen Körper, Schwierigkeiten, Diabetes zu akzeptieren oder eine Depression können die Lust auf Sex negativ beeinflussen.
• Eine der Hauptursachen von Lustproblemen bei Männern mit Diabetes ist und bleibt jedoch die Erektionsstörung.

Tipps
• Sorgen Sie für einen guten Allgemeinzustand, indem Sie sich ausreichend bewegen und gesund essen.
• Sorgen Sie für eine gute Einstellung Ihres Blutzuckerspiegels.
• Essen Sie vor dem Geschlechtsverkehr oder halten Sie eine Kleinigkeit parat, damit es zu keinem Hypo kommt.
• Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin/ Ihrem Partner und nehmen Sie erforderlichenfalls professionelle Hilfe in Anspruch.

Erektionsstörung
• Rund 40-50% der Männer sind innerhalb von 10 Jahren nach der Diagnose mit einer Erektionsstörung konfrontiert. Eine Erektion braucht Reize, damit sich der Penis mit zusätzlichem Blut füllt. Durch hohe oder stark schwankende Blutzuckerwerte können die Blutgefäße und Nervenbahnen beschädigt werden. Dies führt zu einer schlechteren Durchblutung der Geschlechtsteile und vermindertem Gefühl. Auch wenn Sie keine oder eine weniger steife Erektion haben, bedeutet dies nicht, dass Sie keinen Orgasmus haben können.

• Auch eine Entzündung der Eichel oder der Vorhaut kann die Ursache sein. Personen mit Diabetes haben einen hohen Glukoseanteil im Urin, wodurch die Eichel und die Vorhaut für Infektionen anfälliger sind.

Tipps
• Körperliche Fitness reduziert die Wahrscheinlichkeit von Erektionsstörungen. Hören Sie mit dem Rauchen auf, konsumieren Sie Alkohol nur in Maßen und ernähren Sie sich gesund.
• Darüber hinaus gibt es medikamentöse Möglichkeiten, z.B. Erektionspillen, Viagra, Cialis en Levitra (erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt/ Ihrer Ärztin nach den Möglichkeiten) oder erektionsfördernde Cremes.
• Wenn blutdrucksenkende Medikamente die Ursache sind, kann manchmal eine Änderung der Medikation Abhilfe schaffen (sprechen Sie Ihren Hausarzt/ Ihre Hausärztin darauf an).
Besteht das Problem darin, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten, gibt es diverse Hilfsmittel:
• Stauband oder Cockring, die dafür sorgen, dass das gestaute Blut länger im Penis bleibt.
• Vakuumpumpe, eine Röhre wird über den Penis gestülpt, mit einer Pumpe wird nun das Blut künstlich in den Penis gesogen, sodass eine Erektion zustande kommt. Danach wird ein Stauband oder Cockring angebracht, um die Erektion aufrechtzuerhalten.

Ejakulations- und Orgasmusstörungen
• 15% der Männer mit Diabetes leiden permanent oder gelegentlich unter dem sogenannten „trockenen Orgasmus“ (retrograde Ejakulation). Trotz eines empfundenen Orgasmus tritt kein Sperma (mehr) aus. Das Sperma landet in der Blase. Dies kann auf eine Schädigung der Nerven zurückzuführen sein, wodurch sich die Blase beim Samenerguss nicht abschließt (trockener Orgasmus ist manchmal eines der ersten Symptome von Diabetes). Das ist nicht weiter besorgniserregend. Das in der Blase landende Sperma wird beim nächsten Harnlassen aus der Blase ausgespült. Sollte dieses Problem bei einem (jüngeren) Mann mit Kinderwunsch auftreten, kann geeignete Medikation oder die Reproduktionsmedizin dabei helfen, den Kinderwunsch zu erfüllen.
• Auch eine weniger explosive Ejakulation (also der Ausstoß des Spermas) kann vorkommen, sodass das Sperma etwas kraftlos aus dem Penis tröpfelt. Dadurch wird die Intensität des Orgasmusempfindens deutlich reduziert.
• Da die Sensibilität der Nervenbahnen eingeschränkt ist, kommen Reize schlechter an und das Gefühl der Erregung ist beeinträchtigt. Dadurch wird es für Männer immer schwieriger, zum Orgasmus zu kommen.
• Durch Beschädigungen der Blutgefäße und somit eingeschränkter Durchblutung der Geschlechtsteile wird der Penis möglicherweise weniger sensibel.

Tipps
Bei geringerer Sensibilität des Penis sind zusätzliche Reize nötig – eine Möglichkeit ist es, den Penis zusätzlich zu berühren. Vibratoren können auch bei Männern ein gutes Hilfsmittel sein. Bei einem weniger sensiblen Penis kann beispielsweise mit einem Fingervibrator die Eichel stimuliert werden.

DIABETES BEI Männern

Generell gilt, dass sich mit einer guten Einstellung der Diabetes spätere negative Auswirkungen auf die Sexualität vermeiden bzw. hinauszögern lassen. Aber auch die verordnete Medikation kann negative Auswirkungen auf die Sexualität haben.
Diabetiker*innen leiden oft auch unter zusätzlichen Beschwerden wie hohem Blutdruck und erhöhtem Cholesterin.
Oral verabreichte Antidiabetika und Insulin haben keine nachteiligen Auswirkungen auf die Sexualität. Auch Carbasalat-Calcium (Ascal) verursacht keine Probleme. Cholesterinsenkende Medikamente können hingegen sexuelle Nebenwirkungen auslösen. Viele Diabetiker*innen leiden außerdem an Hypertonie. Betablocker können zu Müdigkeit und reduzierter Libido führen.

Die niederländische Stiftung „Sick & Sex Foundation“ stellt diesen Text zur Verfügung. Übersetzung im Auftrag des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele (MA 24), www.frauengesundheit.wien.at

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