HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN
Herz und Liebe sind symbolisch mit einander verbunden. Was aber, wenn dieses Herz Sie eines Tage „im Stich gelassen“ hat?
Das kann ein Gefühl von Verunsicherung und Angst auslösen, selbstverständlich auch in Bezug auf Sexualität. „Kann ich wieder Geschlechtsverkehr haben, darf ich wieder Geschlechtsverkehr haben, wie reagiert mein Herz während des Geschlechtsverkehrs?“
“Das erste Mal Sex nach meinem Herzinfarkt und der Erweiterung der Herzkranzgefäße empfand ich als beklemmend, obwohl mein Kardiologe keine Bedenken hatte.”
Reduziertes Interesse an Sex und Erregungsstörung
• Personen mit Herz- und Gefäßproblemen können während des Geschlechtsverkehrs unter Herzrasen, Schmerzen im Brustbereich und Atemnot leiden. Das wirkt sich klarerweise nachteilig auf das Verlangen nach Sex aus.
• Müdigkeit und/oder Kurzatmigkeit können den Geschlechtsverkehr erschweren bzw. die Lust auf Intimität nehmen.
• Angst vor einer Herzattacke während des Sex kann ebenfalls eine Beeinträchtigung darstellen.
• Aufgrund physischer (körperlicher) Einschränkungen kann sich die Rollenverteilung in einer Beziehung ändern. Dadurch kann das Interesse an Sex negativ beeinflusst werden.
• Ein Mangel an Kommunikation und übervorsichtiges Verhalten kann zu Spannungen in der Beziehung und auch auf dem Gebiet der Sexualität führen.
• Wegen der Narben nach einer Herzoperation fühlt man sich möglicherweise weniger attraktiv. Außerdem ist der Brustkorb nach einer Herzoperation oft noch schmerzempfindlich und angespannt. Das ist der Lust auf Sex abträglich.
• Wurde ein interner Defibrillator eingesetzt, besteht vielleicht die Sorge, dass dieser sich während des Geschlechtsverkehrs einschaltet. In diesem Fall wäre ein heftiger Impuls spürbar und der Partner/ die Partnerin würde ein Kribbeln verspüren.
Tipps:
Die Angst vor einer Herzattacke beim Sex ist weitgehend unbegründet. Herzschlag und Blutdruck erhöhen sich beim Sex nur unwesentlich, vergleichbar dem Stiegensteigen über zwei Stockwerke.
Bemühen Sie sich um eine möglichst gute körperliche Verfassung. Dies wirkt gegen Ermüdungserscheinungen und hat einen positiven Effekt auf die Ausdauer.
Beim Mann
Erektionsstörungen
Erektionsstörungen nach einem Herzinfarkt können sowohl psychische wie auch physische (körperliche) Ursachen haben, können aber auch auf die Medikation zurückzuführen sein.
• Probleme beim Erlangen oder Aufrechterhalten der Erektion
• Längeres Anhalten der Erektion
Dies kann aus einer Aderverkalkung resultieren, welche eine schlechtere Durchblutung der Geschlechtsteile zur Folge hat.
Erektionsbeschwerden können sogar Vorboten von Herzproblemen sein.
Tipps:
Verbesserung des Lebensstils, wie beispielsweise Rauchverzicht und Gewichtsreduktion, beugt einer weiteren Verschlechterung sexueller Probleme vor. Durch mehr Bewegung (mindestens 2x 30 Minuten täglich spazieren gehen), kann die Erektionsfähigkeit verbessert werden.
Bestehen Schwierigkeiten beim Erlangen oder Aufrechterhalten der Erektion, kann auf diverse Hilfsmittel zurückgegriffen werden:
• Stauband oder Cockring, die dafür sorgen, dass das gestaute Blut länger im Penis bleibt.
• Eine Vakuumpumpe (eine Röhre, die über den Penis gestülpt wird) sorgt auf künstliche Weise dafür, dass Blut in den Penis gelangt, wodurch eine Erektion entsteht. Danach wird ein Stauband oder Cockring angebracht, um die Erektion aufrechtzuerhalten.
• Eine Penisinjektion kann Abhilfe schaffen, aber die Injektionen sind nicht ganz risikolos.
Mögliche Auswirkungen der Medikation
• Vermindertes Interesse an Sex
• Medikation gegen Herzrhythmusstörungen (vor allem Digoxin) kann zu Erektionsstörungen führen.
• Blutdrucksenkende Medikamente (Betablocker, einige Diuretika) können ebenfalls Erektionsstörungen und Müdigkeit verursachen.
• Alphablocker können für einen verzögerten oder trockenen Orgasmus (retrograde Ejakulation) verantwortlich sein.
• Anhaltende Erektion (Priapismus), auch ohne sexuelle Erregung
• Vorzeitige Ejakulation
Tipp:
Bei allfälligen negativen Auswirkungen auf die Sexualität fragen Sie Ihren behandelnden Arzt/ Ihre behandelnde Ärztin nach einer anderen Medikation, welche weniger sexuelle Beschwerden auslöst.
Bei der Frau
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Eine Aderverkalkung kann die Durchblutung der Geschlechtsteile beeinträchtigen, sodass die Frau weniger leicht feucht wird. Die verminderte Lubrikation kann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.
Nach einer Herzoperation können Frauen unter bleibenden Beschwerden im Bereich der Operationswunde leiden. Schmerzen strahlen in Richtung der Brüste aus und der Brustkorb ist weniger sensibel.
Tipps:
Gönnen Sie sich ganz bewusst ausreichend Zeit, um in einen entsprechenden Erregungszustand zu gelangen.
Sie leiden unter unzureichender Feuchtigkeit? Verwenden Sie ein gutes Gleitmittel. Vermeiden Sie in jedem Fall den Geschlechtsverkehr ohne ausreichend erregt und/oder feucht zu sein.
Mögliche Auswirkungen der Medikation
• Verminderte Lust auf Sex
• Verminderte vaginale Feuchtigkeit
• Orgasmusstörungen
Tipps:
Bei allfälligen negativen Auswirkungen auf die Sexualität fragen Sie Ihren behandelnden Arzt/ Ihre behandelnde Ärztin nach einer anderen Medikation, welche weniger sexuelle Beschwerden auslöst.
Die niederländische Stiftung „Sick & Sex Foundation“ stellt diesen Text zur Verfügung. Übersetzung im Auftrag des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele (MA 24), www.frauengesundheit.wien.at