Brustkrebs

Die Diagnose Brustkrebs hat Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche, vor allem auf das Sexleben. In erster Linie kostet es viel Energie, die Behandlungsphase zu verarbeiten und zu überstehen. Dazu kommen noch weitere physische und psychische Folgen. Da ist es nur logisch, dass das Sexleben nicht mehr oberste Priorität hat. Untersuchungen zeigen, dass die Hälfte aller Frauen mit dieser Diagnose während der Behandlung weniger Interesse an Sex und ein größeres Bedürfnis nach Zärtlichkeiten und Intimität hat. In den meisten Fällen kommt die Lust auf Geschlechtsverkehr allmählich wieder zurück. Nachstehend finden Sie weitere Informationen und Tipps zum Thema Sexualität mit der Diagnose Brustkrebs.

“Als ich Brustkrebs bekam, machte ich eine emotionale Achterbahnfahrt durch. Mein Körper war verändert und fühlte sich auch anders an. Ich war extrem verunsichert und fühlte mich oft bedrückt. Ja, nicht nur ich sondern auch mein Freund empfand Sex als unangenehm.”

Wie wirkt sich eine (Brust)Operation auf das Selbstbild und das Sexleben aus?

Ein operativer Eingriff an Ihrer Brust oder sogar eine Amputation wirken sich auf Ihr Selbstbild aus. Es braucht Zeit, um das veränderte Aussehen samt Narben oder sogar das Fehlen einer Brust zu akzeptieren. Auch das Gefühl von Scham kann sich einstellen. Bei den Brüsten handelt es sich außerdem um eine große erogene Zone. Sie haben manchmal wesentlichen Anteil an der Orgasmusfähigkeit. Die Brustoperation oder -amputation kann zu Gefühlsstörungen bei Berührungen führen. Die Haut fühlt sich dann taub an oder ist im Gegenteil übersensibel. Auch die Narben oder der Bereich der amputierten Brust können schmerzhaft sein.

Wie wirken sich Chemo-, Bestrahlungs-, Hormon- oder Immuntherapie auf das Selbstbild und das Sexleben aus?

Eine Chemo-, Bestrahlungs-, Hormon- oder Immuntherapie bewirkt in Ihrem Körper eine große Veränderung. Je nach Therapie und deren Nebenwirkungen kann es sein, dass die Brust gerötet, geschwollen oder übersensibel ist, sogar Schmerzen bei Berührung sind möglich. Glücklicherweise gibt sich dieser Effekt wieder.

Außerdem ist es möglich, dass Sie über einen längeren Zeitraum erschöpft sind und an Übelkeit leiden, sodass Sie sogar erbrechen müssen oder an Durchfall leiden. Auch weitere physische Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen. Zu denken ist hier an trockene Schleimhäute in der Vagina und die Gefahr von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit, vaginale Blutungen und/oder Pilzinfektionen und beispielsweise eine frühzeitige Menopause mit den entsprechenden Begleiterscheinungen. Manche Frauen leiden aufgrund einer Schädigung des Zentralnervensystems vorübergehend an Orgasmusstörungen.

Außerdem hadern Frauen manchmal mit einem veränderten Selbstbild, beispielsweise aufgrund von Haarverlust nach der Chemotherapie oder weil sie die körperlichen Veränderungen nur schwer verarbeiten können.

Ist es also logisch, dass die Lust auf Sex abnimmt?

Ja, sowohl bei einer Operation als auch bei einer Chemo-, Bestrahlungs-, Hormon- oder Immuntherapie ist es vollkommen logisch, dass die Lust auf Sex abnimmt. Mit dem Körper verändert sich nicht selten auch das Selbstbild, wodurch die Sexualität negativ beeinflusst werden kann. Es ist möglich, dass Sie überhaupt nicht, weniger oder auf andere Weise auf sexuelle Reize reagieren als früher. Sie empfinden beispielsweise Angst, Bedrücktheit, oder Scham. Manche Frauen sind verunsichert und besorgt, dass ihr Partner/ ihre Partnerin Sie nicht mehr attraktiv findet. In manchen Fällen kommt es zu einer Veränderung in der Beziehung, beispielsweise weil der Partner/ die Partnerin die Rolle des Pflegers/ der Pflegerin übernimmt. Dann gilt es, neue Umgangsformen zu finden, die sich für beide Partner*innen gut anfühlen.

 

Wie lauten die wichtigsten Tipps für ein neu gestaltetes Sexleben?

In erster Linie: Reden Sie miteinander! Über Ängste, Zweifel, Verunsicherung aber auch Ihre Wünsche. Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gegenübers. Es kann beide Partner*innen Überwindung kosten, über die Veränderungen zu sprechen. Gehen Sie nicht automatisch von einer bestimmten Einstellung Ihres Partners/ Ihrer Partnerin aus und fühlen Sie sich nicht angegriffen, wenn Ihr Gegenüber bestimmte Dinge zur Sprache bringt. Sehen Sie es als Chance, Ihre Beziehung zu vertiefen. Dabei können Sie sich jederzeit professionelle Hilfe suchen. Zweiter wichtiger Punkt: nehmen Sie sich immer Zeit füreinander. Auch wenn der Geschlechtsverkehr nicht mehr oder nicht mehr wie gewohnt möglich ist. Es gibt immer Wege, Intimität zu vermitteln und zu empfinden. Seien Sie daher auch nicht zu streng mit sich selbst und einander. Lassen Sie das Alte los und begeben Sie sich auf Entdeckungsreise nach dem Neuen: was funktioniert bei ihnen, was gefällt ihnen, was nicht? Das können Sie in einem ersten Schritt alleine machen oder gerne auch schon zusammen mit dem*der Partner*in.

Ausführliche Informationen sowie Tipps und Hilfestellungen gibt Ihnen die Broschüre „Sexualität und Krebs“ der Österreichischen Krebshilfe.

Schließlich: Es hilft, wenn allfällige Narben möglichst weich sind, beispielsweise mithilfe von Narbenmassage. Daran können Sie selbst arbeiten oder sich an einen spezialisierten Physiotherapeuten/ eine spezialisiert Physiotherapeutin wenden.

Wie vermeidet man, in einen Teufelskreis zu geraten?

Viele Frauen mit Brustkrebs empfinden aufgrund der Nebenwirkungen der Behandlungen und aufgrund sämtlicher physischen Veränderungen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Dies kann sich auch auf die Psyche auswirken und zu unzureichender Erregung führen. So gerät man leicht in einen Teufelskreis aus Schmerzen. Aufgrund von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr wird (unbewusst) die Beckenbodenmuskulatur angespannt, wodurch sich der Schmerz verschlimmert bzw. verfestigt. Wenn Sie diesen Verdacht haben, können Sie Ihren behandelnden Arzt/ Ihre behandelnde Ärztin um eine Überweisung an einen spezialisierten Beckentherapeuten/ eine spezialisierte Beckentherapeutin und/oder Sexologen/ Sexologin bitten.

 

Die niederländische Stiftung „Sick & Sex Foundation“ stellt diesen Text zur Verfügung. Übersetzung im Auftrag des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele (MA 24), www.frauengesundheit.wien.at

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