Prostatakrebs und Sexualität

Die Diagnose Prostatakrebs ist für viele Männer ein schwerer Schlag. Manche können leichter über die Auswirkungen der Krankheit oder Therapie auf ihr Sexleben sprechen, den meisten fällt es schwer. Das liegt auch daran, dass für viele Männer Prostata gleichbedeutend ist mit Männlichkeit.

Wie sagte doch einer so treffend: “Nach der Entfernung der Prostata veränderte sich mein Leben extrem. Ich fühle mich weniger als Mann und das wirkt sich auch auf die Psyche aus. Meine Stimmung ist nicht mehr wie früher.”

Und dennoch muss man sich vom Prostatakrebs nicht unterkriegen lassen, wenn es um Sexualität und Intimleben geht. Nachstehend finden Sie weitere Tipps und Informationen.

 

Wie geht man mit Erektionsstörungen um?

Leider kommt es infolge einer Prostatakrebstherapie oft zu Erektionsstörungen. Nach einer Operation wird relativ schnell klar, ob man davon betroffen ist. Nach einer Bestrahlung treten allfällige Beschwerden jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt auf. Wer nur mehr teilweise oder gar keine Erektion bekommen kann, fühlt sich oft nicht mehr als „richtiger Mann“. Gefühle von Frustration und Traurigkeit können sich einstellen. Auch wenn Sie nicht sehr gesprächig sind, ist es dennoch wichtig, dass Sie genau das tun: Reden. Aus Angst, Sie dadurch unter Druck zu setzen, könnte Ihre*n Partner*in sich überfordert fühlen, dieses Thema anzusprechen.

Kurz: Bringen Sie das Thema selbst zur Sprache. Sprechen Sie aus, was Sie empfinden, was Sie frustriert und fragen Sie auch Ihre*n Partner*in, wie es ihr*ihm dabei geht. In einem nächsten Schritt nehmen Sie Kontakt mit einem*einer Urolog*in oder dem*der Hausärzt*in auf. Glücklicherweise gibt es diverse Mittel, die Ihnen dabei helfen können, wieder (teilweise) eine Erektion zu bekommen.

Wie geht man im Sexleben mit Harninkontinenz um?

Nach manchen Behandlungen kann es vorübergehend zu Harnverlust kommen. Bei den meisten Männern gibt sich dieses Problem nach einigen Monaten wieder. Bei manchen Männern wird es chronisch und kann während des Sex oder beim Orgasmus auftreten. Dies wird oft als peinlich empfunden, ist aber in den meisten Fällen behandelbar. Wenden Sie sich daher an einen Urologen/ eine Urologin, um mögliche Maßnahmen zu besprechen. Diese können von auf den Beckenboden spezialisierter Physiotherapie bis hin zu einem operativen Eingriff reichen.


“Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mit dem Ausbleiben meiner Erektion zugleich auch die Leidenschaft verschwinden würde. Umarmungen oder Kuscheln muss ich ganz bewusst steuern. Das ist sowohl für mich als auch für meine Partnerin schwer zu verdauen.”

Auch die Lust auf Sex hat abgenommen?

Es ist wenig überraschend, dass sich die Krankheit selbst oder deren Behandlung auf Ihre Lust auf Sex auswirken. Manche Männer haben darüber hinaus Angst vor einem schmerzhaften Orgasmus. Es ist hilfreich, sich bewusst zu machen, dass Sexualität nicht allein darin besteht, eine Erektion zu bekommen. Auch ohne Penetration gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich selbst und die Partnerin/ den Partner zu befriedigen. Wichtig ist es, dass Sie Ihre neue Sexualität entdecken – allein oder gemeinsam mit dem*der Partner*in. So können Sie beispielsweise neue erotische Zonen an einander entdecken, erotische Hilfsmittel einsetzen oder einfach nur liebevoll mit einander umgehen. Auch das kann ein bislang ungekanntes und intensives Gefühl von Intimität bewirken. Klarerweise ist Kommunikation dabei wichtig. Nur so können Sie gemeinsam herausfinden, was sich gut anfühlt und was nicht. Wenn Sie dabei professionelle Begleitung wünschen, können Ihr*e Urolog*in oder  Hausärzt*in eine Überweisung an eine*n  Sexolog*in veranlassen.

PROSTATAKREBS bei Männern, die Sex mit Männern haben

In diesem Abschnitt wird auf die Auswirkungen von Prostatakrebs auf die Sexualfunktion von homo- und bisexuellen Männern eingegangen. Klarerweise trifft ein Teil der Information auf unserer Website über Prostatakrebs und Sexualität auch auf diesen Personenkreis zu. Dennoch gibt es auch spezielle Probleme, mit denen man als homo- oder bisexueller Prostatakrebspatient konfrontiert sein kann.

Einige Stimmen von Betroffenen:

„Ich denke, dass sich homosexuelle Männer ihrer Sexualität mehr bewusst sind und diese ein wichtiger Teil ihrer Identität ist. Veränderungen im sexuellen Funktionieren treffen uns daher stärker.“
„Ohne Erektion fühle ich mich nicht mehr vollständig. Nicht nur dass ich Krebs habe, ich habe auch einen Großteil meines sozialen Lebens verloren…“

Sujets

Anale Sensibilität
„Das großartige Gefühl einer Prostatamassage vermisse ich jetzt beim Analsex. Ehrlich gesagt finde ich das Ganze nicht mehr so toll.“
Erektionsbeschwerden
„Seit der Operation ist meine Erektion nicht mehr stark genug für eine Penetration.“

Reduktion der Libido (Lust auf und am Sex)
„Aufgrund hormoneller Veränderungen habe ich keine Lust mehr auf Sex. Zu einem Großteil meiner Freunde habe ich keinen Kontakt mehr. Sex war immer ein wichtiger Aspekt dieser Freundschaften. Ich fühle mich ziemlich einsam.“

Probleme mit dem Samenerguss
„Ich vermisse das Gefühl des Samenergusses. Außerdem stelle ich mir vor, dass andere es seltsam finden, wenn da nichts mehr rauskommt.“

Probleme beim Harnlassen, Harninkontinenz und Inkontinenz bei Erregung bzw. beim Orgasmus
„Ich habe Hemmungen, zum Orgasmus zu kommen, weil ich dann Harn verliere. Ich könnte vor Scham im Boden versinken.“

Kleinerer Penis
„Size matters: Mein Pimmel sieht aus, als würde ich den ganzen Tag unter der kalten Dusche stehen.“

Veränderte Rollenmuster beim Sex

 

Die niederländische Stiftung „Sick & Sex Foundation“ stellt diesen Text zur Verfügung. Übersetzung im Auftrag des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele (MA 24), www.frauengesundheit.wien.at

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