Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Erstmals 1988 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen, steht dieser Tag für Solidarität mit Menschen mit HIV und AIDS und soll Diskriminierung entgegenwirken. Er erinnert an jene, die an den Folgen der Infektion verstorben sind und ruft dazu auf, den Zugang zu Prävention und Versorgung weltweit zu sichern. Das diesjährige Motto lautet: End inequalities. End AIDS. End Pandemics.
„Vierzig Jahre nach dem Beschreiben der ersten AIDS-Fälle ist die Welt vom gemeinsamen Ziel der Epidemie ein Ende zu setzen, noch weit entfernt. Nicht, weil es an Wissen oder Instrumenten zur Reduktion von HIV-Neuinfektionen und der Bekämpfung von AIDS mangelt, sondern wegen struktureller Ungleichheiten, die den Zugang zu HIV-Prävention und -Behandlung erschweren
“, erklärt Andrea Brunner von der Aids Hilfe Wien. Und weiter: „Wenn wir die von UNAIDS gesetzten Ziele bis 2030 erreichen und die Epidemie beenden wollen, muss die wirtschaftliche, soziale, kulturelle und rechtliche Ungleichbehandlung von HIV-positiven Menschen in Österreich und weltweit beseitigt werden.“
Mit 332 HIV-Neudiagnosen lag die Anzahl im Jahr 2020 etwas niedriger als in den Vorjahren. Dies dürfte zum Teil mit Verordnungen und Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Covid19-Pandemie in Zusammenhang stehen. Laut Berichten des Zentrums für Virologie, wurden insbesondere während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 signifikant weniger HIV-Tests eingeschickt. Ob der Rückgang an HIV-Neudiagnosen neben dem verringerten Testaufkommen, auch auf geringere Neu-Infektionen im Jahr 2020 zurückzuführen ist, wird sich im Laufe der kommenden Jahre interpretieren lassen.
Was man aktuell bei SARS-CoV-2 sieht, das gilt auch für HIV: Je früher man über eine Ansteckung Bescheid weiß, desto günstiger wirkt sich dies auf den Krankheitsverlauf und das persönliche Wohlbefinden aus. Späte HIV-Diagnosen haben Auswirkungen auf individueller, aber auch gesellschaftlicher Ebene: Menschen, die zu einem späten Zeitpunkt eine HIV-Diagnose erhalten, haben ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und eine frühzeitige Sterblichkeit. Und auf gesellschaftlicher Ebene führt der verzögerte Zugang zur Therapie zu weiteren – vermeidbaren – Infektionen sowie höheren Behandlungskosten.
Wohingegen Menschen unter wirksamer Therapie eine normale Lebenserwartung und eine gute Lebensqualität haben. Und: Sie können unter wirksamer Therapie das Virus nicht weitergeben – auch nicht beim Sex ohne Kondom.
„Gerade während der Pandemie, die wir erleben, ist für viele Menschen die persönliche Beratung essentiell. Sowohl in punkto sexueller Gesundheit, als auch wenn es um prekäre Notsituationen geht, in denen die Aids Hilfe Wien Menschen mit HIV Unterstützung anbietet, ist es wichtig engmaschige Betreuung zu gewährleisten“, sagt Andrea Brunner von der Aids Hilfe Wien.
Corona hat auch die Aids Hilfe Wien anfangs vor einige Herausforderungen gestellt. Doch gemeinsam fanden sich gute Lösungen: So wurde zum Beispiel während der Lockdowns das täglich frisch zubereitete Essen HIV-positiven Menschen auf Wunsch zugestellt. Mit dem neuen Anmeldetool auf www.aids.at konnte die Terminvereinbarung zu Tests oder Beratungsleistungen vereinfacht werden, um Wartezeiten zu vermeiden und die Einhaltung der Corona-Regeln zu gewährleisten. Für Workshops und Fortbildungsangebote wurden Online-Modelle entwickelt. Und es konnte sichergestellt werden, dass alle Testungen auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) im gesamten Jahr 2021 im Aids Hilfe Haus in gewohntem Umfang weitergeführt werden. Dasselbe gilt für die psychologische und sozialarbeiterische Betreuung sowie Präventionsangebote.
Anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember ziehen die AIDS-Hilfen Österreichs eine erfreuliche Bilanz zur im Dezember 2020 gestarteten Antidiskriminierungsinitiative #positivarbeiten. Bereits über 100 Dienstgeber*innen aus ganz Österreich haben die Deklaration für einen diskriminierungsfreien Umgang im Arbeitsleben unterzeichnet und unterstützen in einer bespiellosen Solidaritätsaktion die Initiative #positivarbeiten.
Sie bekennen sich zur aktiven Förderung der Antidiskriminierung und zur Unterstützung HIV-positiver Mitarbeiter*innen. Seit dem Kick-off am 1.12.2020 sind rund 30 Unternehmen hinzugekommen. Alle zeichnenden Dienstgeber*innen sowie die Gesichter der Initiative finden Sie unter https://www.aids-hilfe.at/positivarbeiten/zeichnende/ All diesen Unternehmen und Einrichtungen sowie den Gesichtern möchten die AIDS-Hilfen Österreichs ihren Dank aussprechen – nur gemeinsam können wir Diskriminierung und Stigma am Arbeitsplatz sowie in der Gesellschaft bekämpfen.
Menschen mit HIV haben heute bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung eine durchschnittliche Lebenserwartung und können leben und arbeiten wie andere Menschen auch. Schwerer als die gesundheitlichen Folgen der Infektion selbst, wiegen heute für viele Menschen mit HIV Diskriminierung und die Angst davor. Auch im Arbeitsleben erfahren Menschen mit HIV immer wieder Benachteiligung.
Gerade in Hinblick auf die aktuellen, pandemiebedingten Herausforderungen sind Verantwortungsbewusstsein und Engagement für ein solidarisches Miteinander besonders wichtig. Die Aids Hilfe Wien organisiert daher rund um den Welt-AIDS-Tag zahlreiche Aktionen, um auf das Thema HIV aufmerksam zu machen und der Diskriminierung von Menschen, die mit HIV leben, entgegen zu wirken. Alle Aktivitäten sind den aktuellen Rahmenbedingungen angepasst und finden entweder Online oder als Visibility-Aktionen im öffentlichen Raum statt. Man kann als Einzelperson oder Organisation daran teilnehmen.
Infos dazu: https://www.weltaidstag.at
Juliana Metyko-Papousek, BA
+43(0)1/59937-82 /
metyko@aids-hilfe-wien.at