Der Gender-Gesundheitsbericht 2024 bestätigt nicht nur die Bedeutung sexueller und reproduktiver Gesundheit für das Wohlbefinden aller Menschen, sondern zeigt auch auf, dass dieser Bereich in Österreich nach wie vor marginalisiert wird und keine ausreichende strukturelle Verankerung im Gesundheitssystem erfährt.
Dazu die Vorsitzende der Aids Hilfe Wien, Dr.in Mirijam Hall: „Es ist höchste Zeit, dass die künftige Regierung eine strategische Herangehensweise an das Thema sexuelle Gesundheit entwickelt und umsetzt. Wir brauchen ein klares politisches Commitment, um eine nationale Strategie zu etablieren, die Prävention, Diagnostik und Beratung stärkt. Darüber hinaus ist es unerlässlich, die Institutionen, die in diesem Bereich bereits wertvolle Arbeit leisten, finanziell zu unterstützen, damit sie ihre Angebote nachhaltig ausbauen können.“
Die Aids Hilfe Wien erneuert daher ihre Forderungen nach einer nationalen Gesamtstrategie für sexuelle Gesundheit, verbesserter Sexualpädagogik, dem Ausbau von Test- und Beratungsangeboten, fundierter Datenerhebung sowie der Schaffung diskriminierungsfreier Räume:
Die Entwicklung und Umsetzung einer umfassenden nationalen Strategie für sexuelle Gesundheit sind entscheidend. Diese sollte Maßnahmen zur Prävention, Diagnostik, Beratung und Behandlung von sexuell übertragbaren Infektionen (STI) beinhalten. Außerdem ist eine verbesserte Datenerhebung ist unerlässlich, um den Bedarf und die Prävalenz von HIV und STI besser einschätzen zu können. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger*innen auf, epidemiologische Forschung und verlässliche Datenerhebung proaktiv zu fördern.
Um das Bewusstsein für sexuelle Gesundheit zu fördern und Vorurteile abzubauen, ist eine verstärkte sexualpädagogische Aufklärung notwendig. Schulen und öffentliche Einrichtungen sollten wissenschaftlich fundierte, leicht zugängliche Informationen bereitstellen, um eine effektive Prävention zu gewährleisten. Aber auch Kampagnen wie die der Aids Hilfe Wien „Lust auf Reden. Gemeinsam für sexuelle Gesundheit.“ tragen dazu bei, dass Themen rund um sexuelle Gesundheit offen und ohne Angst vor Stigmatisierung besprochen werden können. Denn nur so kann werden, dass alle Aspekte der Gesundheit – physische und psychische – angemessen behandelt werden.
Sexuelle Gesundheit ist ein Menschenrecht und umfasst den gesicherten Zugang zu Prävention, Diagnostik, Beratung und Behandlung. Politische Verantwortung und Investitionen sind erforderlich, um allen Menschen den Zugang zu modernen Schutzmaßnahmen und niederschwelligen Therapiemöglichkeiten zu ermöglichen. Nur Angebote – wie es zb. künftig das Zentrum für sexuelle Gesundehit der Aids Hilfe Wien im Kontext Ostösterreichs sein wird -, die flächendeckend vorhanden sind, kann die Ausbreitung von HIV und anderen STI wirksam eingedämmt werden.
Diskriminierungsfreie Beratungsräume sind notwendig, in denen Menschen sich vertrauensvoll über HIV und andere Themen der sexuellen Gesundheit informieren können.
Die Aids Hilfe Wien appelliert an die politischen Entscheidungsträger*innen, diese Forderungen in das Regierungsprogramm auszunehmen, konkrete Maßnahmen zur Förderung der sexuellen Gesundheit in Österreich zu ergreifen und sexuelle Gesundheit als integralen Bestandteil der ganzheitlichen Gesundheitsversorgung anzuerkennen.
Nur durch eine verantwortungsvolle Politik können wichtige Strukturen erhalten bzw. ausgebaut werden und damit bestehende Versorgungslücken geschlossen werden, so dass das Thema sexuelle Gesundheit im österreichischen Gesundheitssystem nachhaltig integriert wird.
Juliana Metyko-Papousek, BA
+43(0)1/59937-82 /
metyko@aids-hilfe-wien.at