Tipps zur Sexuellen Gesundheit für Queere Menschen
Manche Themen möchte man am liebsten mit Expert*innen besprechen (z.B. Erektionsprobleme; Angst, sich mit einer STI angesteckt zu haben, Probleme oder Unsicherheiten mit der eigenen Sexualität und Identität, phobische Angst vor HIV, Risikominimierung beim Sex und Substanzkonsum, usw.). Hierfür bietet sich als erstes das Gespräch mit deinem Arzt*deiner Ärztin an. Auch wenn die sexuelle Gesundheit bislang noch nie ein Thema zwischen euch war, so sollte es dir nicht peinlich sein. Empfohlen wird aber, dass man eine*n queerfriendly Ärzt*in aufsucht, der*die sich mit schwulen, lesbischen, Trans*Lebenswelten auskennt und die*der diesbezüglich auch keine Berührungsängste hat. Die meisten dieser Ärzt*innen wissen zumeist auch, wohin sie dich verweisen können, wenn sie das Gefühl haben, dass du an einer anderen Stelle besser unterstützt werden kannst. Hier ein paar Tipps, wie das Gespräch gelingen kann:
- Suche dir eineN queerfriendly Ärzt*in aus, der*die dir sympathisch erscheint, der*die die Lebenswelten und die spezifischen Probleme von LGQBTIA+ kennt: Das wichtigste um offen über alle Anliegen sprechen zu können ist ein gutes Gefühl dem Arzt*der Ärztin und den Angestellten in der Praxis gegenüber zu haben. Bei der Suche nach einem*einer queerfriendly Ärzt*in können dir auch die regionalen Aidshilfen gerne behilflich sein.
- Bereite dich auf das Gespräch vor: Überlege dir zunächst, was dein konkretes Anliegen ist. Geht es um Symptome oder geht es um Beziehungsprobleme oder um ein anderes Thema? Wenn du mehrere Themen zu besprechen hast, dann kann es auch sinnvoll sein, sich eine Liste zu machen um diese sukzessive mit dem*der Ärzt*in durchzugehen.
- Was ist für deine Ärztin*deinen Arzt wichtig zu wissen: Für Ärzt*innen kann es durchaus wichtig sein zu wissen, zu wem du dich sexuell hingezogen fühlst, ob du in einer Partner*innenschaft lebst, in letzter Zeit mit verschiedenen Personen Sex hattest, ob du bereits chronische Krankheiten (HIV oder Hepatitis C positiv bist), ob du regelmässig Medikamente nehmen musst und ob du Substanzen konsumierst. Auch wenn du dich im falschen Geschlecht fühlst, kann deine queerfriendly Ärztin*dein Arzt eine wichtige Ansprechperson sein.
- Bleibe ehrlich: Gerade bei Expert*innen macht es Sinn, alle Fragen ehrlich zu beantworten und Themen offen anzusprechen. Sie unterliegen der gesetzlichen Verschwiegenheitspflicht und das bedeutet, dass alles, was du sagst, nicht nach außen dringen darf.
Mit deiner sexuellen Gesundheit musst du dich also nicht alleine fühlen. Es gibt viele Stellen, an die du dich wenden kannst, wenn du das Gefühl hast, dass irgendetwas nicht stimmt. Hier findest du eine Übersicht, bei welchen Fragestellungen du dich an welche Expert*innen wenden kannst:
- Bei allgemeinen Beschwerden, Krankenstand, Impfungen, HIV-Therapie und der Dreimonatsuntersuchung,…
- Allgemeinmediziner*innen
- Bei sämtlichen Haut- und Schleimhautproblemen, Warzen, tlw. sexuell übertragbaren Krankheiten, Impfungen,..
- Hautärzt*innen
- Bei allen Beschwerden in der (Neo-) Vagina oder auf der (Neo-)Vulva. Es gibt nur sehr wenige Gynäkolog*innen, die auf Transfrauen spezialisiert sind. Dabei helfen dir deine regionalen Aids Hilfen gerne weiter.
- Gynäkolog*innen
- Bei allen Beschwerden im Harntrakt und aber auch bei den Geschlechtsteilen (Penis, Hoden, Prostata, Penoidaufbau bei Transmännern, Harnröhrenprobleme bei Transfrauen,…) Vor allem Transpersonen sollten UrologInnen aufsuchen, die mit der urogenitalen Transgesundheit vertraut sind. Dabei helfen dir deine regionalen Aids Hilfen gerne weiter.
- Urolog*innen
- Bei Wünschen nach Beratungsgesprächen zu HIV, STI, Chemsex, PrEP, PEP und Tests auf HIV, Gonorrhö Hepatitis, Chlamydien und Syphilis, die anonym durchgeführt werden sollen.
- Bei seelischen Problemen (Was bzw. wer bin ich?, Selbstverletzungen, Depressionen, Identitätsproblemen, Coming out Problemen, Gewaltphantasien, Essstörungen, Lustlosigkeit, Übersteigerte Lust auf Sex, Einsamkeit, (De-)Transition, Probleme mit dem eigenen „Anders sein“,…
- Beratungsstellen, Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen
- Bei allen Fragen und Problemen zur eigenen Sexualität und den Problemen, die man damit hat (Dauerlust, Unlust, Schmerzen beim Sex, hohe Risikobereitschaft, Erektionsprobleme z.B. wenn man ein Kondom verwendet; Probleme seine Wünsche/Bedürfnisse durchzusetzen,…
- Sexualberatungsstellen, Sexualtherapeut*innen
Die Kampagne „Lust auf Reden. Gemeinsam für Sexuelle Gesundheit“ wird vom Dachverband der Sozialversicherungsträger unterstützt.