Zum Welt-AIDS-Tag: Aids Hilfe Wien präsentiert 4 Forderungen im Kampf gegen HIV und AIDS

Der Welt-AIDS-Tag, am 1. Dezember, wurde heuer von UNAIDS unter das Motto „Equalize“ gestellt. Denn der Kampf gegen Ungleichheit(en) ist gerade im Bereich der AIDS-Pandemie besonders wichtig. Mit den vier Forderungen zum Welt-AIDS-Tag macht die Aids Hilfe Wien auf jene Bereiche aufmerksam, in denen dringender Handlungsbedarf besteht.

Der Welt-AIDS-Tag, am 1. Dezember, wurde heuer von UNAIDS unter das Motto „Equalize“ gestellt. Denn der Kampf gegen Ungleichheit(en) ist gerade im Bereich der AIDS-Pandemie besonders wichtig. Es geht nicht nur um einen gemeinsamen Kampf gegen Stigma und Diskriminierung, sondern gesamt um gleiche Rechte – insbesondere auch im Zusammenhang mit sexueller Gesundheit. Mit den vier Forderungen zum Welt-AIDS-Tag macht die Aids Hilfe Wien auf jene Bereiche aufmerksam, in denen dringender Handlungsbedarf besteht.

 

„Über sexuelle Gesundheit wird zu wenig gesprochen. Oft gilt es noch als Tabu, unsere Bedürfnisse, Wünsche, Probleme oder auch Ängste anderen gegenüber auszudrücken und das kann zu gesundheitlichen Belastungen führen“, erklärt Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien. Und weiter: „Am heurigen Welt-AIDS-Tag machen wir aufmerksam, dass es einen selbstverständlichen Umgang mit dem Thema sexuelle Gesundheit braucht. Das Recht auf einen positiven Zugang zur Sexualität, das Recht auf sexuelle Vielfalt, die Möglichkeit Probleme offen ansprechen zu können, aber auch dem gleichen und niederschwelligen Zugang zu Testungen, zu Impfungen oder anderen Präventivmaßnahmen muss Rechnung getragen werden.“

 

Aus diesem Grund hat die Aids Hilfe Wien auch den heurigen Welt-AIDS-Tag unter das Jahresmotto „Lust auf Reden. Gemeinsam für sexuelle Gesundheit“ gestellt. Sie legt den Fokus des diesjährigen Welt-AIDS-Tages auf eine Verbesserung der Verfügbarkeit, Qualität für HIV-Behandlung, -Tests und -Prävention, damit alle Menschen gut versorgt sind. Dazu gehört auch der niederschwellige und kostenfreie Zugang zur PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe).

 

Forderung 1 – Reden wir über sexuelle Gesundheit und steigern damit die Handlungskompetenz

 

Laut WHO-Definition ist sexuelle Gesundheit untrennbar mit der Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden und sollte als wichtiger Bestandteil der Gesamtgesundheit wahrgenommen werden. Der Begriff „sexuelle Gesundheit“ bedeutet im Wesentlichen also ein Konzept, das eine positive und respektvolle Haltung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen voraussetzt und nicht bloß die Abwesenheit von Krankheit. Dazu gehört die Möglichkeit lustvolle und sichere sexuelle Erfahrungen zu machen, frei von Zwang, Gewalt und Diskriminierung.

Über Bedürfnisse und Probleme zu sprechen, ein Bewusstsein sowie Handlungskompetenzen zu entwickeln, Aufklärung mithilfe von Sexualpädagogik sowie Prävention und Behandlung von HIV und STI spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung sexueller Gesundheit.

Die Aids Hilfe Wien leistet schon seit vielen Jahren wichtige Aufgaben in diesem Bereich: von der Jugendprävention, über Präventionsmaßnahmen für MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) und Transpersonen, sowie Migrant*innen und vulnerable Gruppen bis hin zu Fortbildungen für medizinisches und Gesundheitspersonal, u.v.m. Und: Die Aids Hilfe Wien bietet gleich für drei Bundesländer ganzjährig den niederschwelligen, kostenlosen und anonymen HIV-Test an sowie sehr günstige Testungen auf weitere vier häufig auftretende, sexuell übertragbare Infektionen – die sogenannten „BIG Five“.

 

Dennoch ortet die Aids Hilfe Wien noch weiteren Handlungsbedarf, denn oftmals können Scham, Angst oder auch fehlendes Risikobewusstsein dazu führen, dass manche Menschen das Thema sexuelle Gesundheit vermeiden und nicht darüber sprechen. Durch eine Enttabuisierung soll bewirkt werden, dass das Wissen über sexuell übertragbare Infektionen erweitert wird und Hemmschwellen sich testen, beraten und gegebenenfalls behandeln zu lassen, abgebaut werden. Darum: Reden wir über sexuelle Gesundheit!

 

Forderung 2 – Ein niederschwelliger und kostenfreier Zugang zur PrEP muss geschaffen werden

 

Eine der zentralen Forderungen für den heurigen Welt-AIDS-Tag ist auch der niederschwellige Zugang zur HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP), wie es auch die Österreichische AIDS Gesellschaft – also die Fachgesellschaft der HIV-Behandler*innen – fordert. Bei der PrEP handelt es sich um HIV-Medikamente, die von einer HIV-negativen Person vorbeugend eingenommen werden, um den negativen HIV-Status aufrecht zu erhalten. Bei korrekter Einnahme ist sie ein ebenso zuverlässiger Schutz wie das Kondom oder auch TasP (‚Treatment as Prevention‘). Aber leider kostet die PrEP in Österreich immer noch ab 59 Euro/Packung, zuzüglich der dafür nötigen Untersuchungen bei einem*einer HIV-Spezialist*in. Damit ist dieses wirkungsvolle präventive Medikament für viele besonders vulnerable Gruppen nicht oder schwer leistbar – der Zugang ist somit sehr hochschwellig. Aus Sicht der Aids Hilfe Wien wäre daher eine Finanzierung der PrEP durch die öffentliche Hand dringend nötig.

 

Forderung 3 – Stoppen wir die Diskriminierung und Stigmatisierung von HIV-positiven

 

Die Einschränkung der Lebensqualität und des psychischen Befindens durch Abwertung und Diskriminierung verursacht im Jahr 2022 viel größere Probleme als die tatsächlich geringen gesundheitlichen Einschränkungen, die sich aufgrund einer HIV-Infektion unter wirksamer Therapie ergeben.

Viele Menschen mit HIV erleben abwertendes Verhalten, wenn sie ihren Status bekannt geben. Angst, Scham und ein herabgesetztes Selbstwertgefühl – verursacht durch Diskriminierung – führen bei Menschen mit HIV häufig zu einer schlechteren Lebensqualität.

 

Die Aids Hilfe Wien setzt sich daher deutlich gegen moralische Be- und Abwertungen von HIV-positiven Menschen ein und stellt klar: Aufgrund der medizinischen Fortschritte und dem guten Zugang zu wirksamer antiretroviraler Therapie lässt sich das Leben mit HIV in Österreich gut und gesund gestalten. Und: Unter wirksamer Therapie ist das Virus unter der Nachweisgrenze und kann auch nicht weitergegeben werden. Das ist der berühmte Slogan U=U – ‚undetectable is untransmittable‘ oder zu Deutsch: Unter der Nachweisgrenze ist unübertragbar.

Abwertung und Ausgrenzung HIV-positiver Menschen dürfen nicht länger vorkommen, deshalb fordert die Aids Hilfe Wien einen diskriminierungsfreien Umgang mit Menschen mit HIV. Sollte es zu Diskriminierungserfahrungen von Menschen, die mit HIV leben kommen, dann können diese sich bei der Aids Hilfe Wien juristisch beraten, unterstützen und begleiten lassen.

 

Forderung 4 – Sorgen wir für die Qualitätssicherung bei der Aufklärung von Jugendlichen

 

Transparenz und der Bezug auf aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse sind besonders wichtig, um Jugendliche altersgemäß aufzuklären und ihre sexuelle Selbstbestimmung zu fördern. So werden Kompetenzen gestärkt, die es ihnen ermöglichen zu erkennen, wann Grenzen im realen oder digitalen Lebensraum überschritten werden.

 

Mittels Leitfaden für sexualpädagogische Aufklärung von Kindern und Jugendlichen im schulischen Setting, einem praxisnahen Manual für Pädagog*innen und speziellen Workshop-Angeboten mit geschulten Sexualpädagog*innen bietet die Aids Hilfe Wien Wissensvermittlung nach europäischen Standards.

 

Und um sicherzustellen, dass auch andere außerschulische Vereine sexualpädagogische Inhalte transportieren, die sich an nationalen und europäischen Standards orientieren, wurde schon 2020 mit Unterstützung des Dachverbands der Sozialversicherungsträger ein österreichweiter Leitfaden für qualitätsgesicherte Sexualpädagogik bzw. im aktuellen Projekt „Lust auf Reden“ Material für Multiplikator*innen, die mit Jugendlichen arbeiten, geschaffen.

 

Die Aids Hilfe Wien fordert daher, um die Qualitätssicherung in der sexualpädagogischen Aufklärungsarbeit weiter voranzutreiben, dass der bereits existierende Leitfaden in das neue Bewertungssystem des Bildungsministeriums einfließt bzw. erstellte Materialien wie das Manual, zumindest als Downloadmaterial interessierten Pädagog*innen zur Verfügung gestellt wird.

 

Weiterführende Links:

https://aids.at/weltaidstag/

Aktivitäten zum Welt Aids Tag 2022 Presse fin

Facts Figures HIV-AIDS_Nov 2022

 

Rückfragehinweis

Juliana Metyko-Papousek, BA
+43(0)1/59937-82 /
metyko@aids-hilfe-wien.at

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