Der heurige Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember wurde von UNAIDS unter das Motto „Equalize“ gestellt. Denn der Kampf gegen Ungleichheit(en) ist gerade im Bereich der AIDS-Pandemie besonders wichtig. Es geht dabei vor allem um gleiche Rechte – insbesondere auch im Zusammenhang mit sexueller Gesundheit.
„Das bedeutet auch den gleichen und vor allem niederschwelligen Zugang zu Testungen zu ermöglichen, um sexuell übertragbare Infektionen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt zu entdecken und damit in wirksame Behandlung zu bringen“, sind sich Bürgermeister Matthias Stadler, Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig und AIDS Hilfe Wien-Geschäftsführerin Andrea Brunner einig. Gemeinsam werden sie erstmalig rund um den Welt-AIDS-Tag und damit auch am Ende der europäischen HIV- und Hepatitis-Testwoche einen Status-Check in St. Pölten anbieten.
Aufruf zum Test: Von HIV bis Hepatitis
Die Testung findet am Mittwoch, 30. November, zwischen 10 und 14 Uhr im Saal der Begegnung, am Gewerkschaftsplatz 2, in St. Pölten statt.
Angeboten werden – in Verbindung mit einem professionellen Beratungsgespräch durch die Aids Hilfe Wien – kostenfreie und anonyme HIV-Antigen-Antikörpertests (diagnostisches Fenster: 6 Wochen), kostenfreie und anonyme HIV-Schnelltests (diagnostisches Fenster: 12 Wochen), kostenfreie Hepatitis-B und C-Tests, kostenpflichtige und anonyme Syphilis (12 Euro) sowie Chlamydien- und Gonorrhoe-Selbstabstriche (32 Euro).
Testlücken schließen
„Wir sind sehr froh, dass wir nach der erfolgreichen Testung in im Rahmen der heurigen St. Pölten-Pride, die damals ja schon mit dem Diversitätsbüro St. Pölten durchgeführt wurde, nun Testlücken im Land schließen können. Alle NiederösterreicherInnen sollen die Möglichkeit bekommen, sich anonym und kostenfrei testen zu lassen,“ betont Andrea Brunner von der AIDS Hilfe Wien.
Bisher hat die AIDS Hilfe Wien, deren Zuständigkeit ja auch Niederösterreich und das Burgenland umfasst, Menschen aus Niederösterreich primär in Wien getestet. „Das ist nicht besonders niederschwellig und führt dazu, dass beispielsweise im Jahr 2021 nur rund 8 % der in der von uns getesteten Personen aus Niederösterreich kamen und somit lediglich 17 der 376 Neudiagnosen im Jahr 2021 in Niederösterreich gestellt wurden. Wenn man sich aber die Bevölkerungsverteilung ansieht, erkennt man, dass hier eine Testlücke besteht. Und bei Testlücken kann es sehr leicht zu späten Diagnosen kommen“, so Brunner.
Schnelle Diagnosen ermöglichen rasche Behandlung
Dass es wichtig sei, schnellstmöglich entsprechende Diagnosen zu bekommen, weiß auch Martina Eigelsreiter, Leiterin des städtischen Büros für Diversität: „Täglich werden ein bis zwei Neudiagnosen gestellt. Viele Betroffene erhalten diese aber erst, wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Dieser Umstand wirkt sich nachteilig sowohl auf die Behandlung als auch auf die Lebenssituation aus.“ Eine frühzeitige Diagnose verbunden mit einer rasch eingeleiteten Behandlung sei nämlich für den Therapieerfolg und die Lebensqualität der Betroffenen von großer Bedeutung.
„Auf gesellschaftlicher Ebene führt der verzögerte Zugang zur Therapie zu weiteren – vermeidbaren – Infektionen sowie höheren Behandlungskosten. HIV ist zwar nicht heilbar, aber heute sehr gut behandelbar. Durch einen rechtzeitigen Therapiestart und unter wirksamer Therapie haben Menschen mit HIV eine annähernd gleiche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV bei vergleichbarer Lebensqualität – und sie können das Virus auch beim Sex nicht weitergeben“, hält Andrea Brunner fest.
Jährliche Testmöglichkeit wird kommen
Gesundheits-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig kündigt daher an: „Der Test- und Beratungstag in St. Pölten ist der Startschuss für ein breiteres Testangebot in Niederösterreich. Gemeinsam mit der AIDS Hilfe wollen wir ab nächstem Jahr, zumindest einmal jährlich in den fünf Gesundheitsregionen Niederösterreichs, einen niederschwelligen Testzugang ermöglichen. Schließlich ist der Schlüssel zu einer rechtzeitigen Behandlung die frühe Diagnose. Auch schützt das Wissen über den eigenen Status andere und vermeidet weitere Infektionen.“
St. Pöltens Stadtoberhaupt begrüßt diesen Schritt: „Im Jahr 2022 gilt allein das Reden über sexuelle Gesundheit oftmals immer noch als gesellschaftliches Tabu. Entsprechende Anlaufstellen in Niederösterreich sind hier ein wichtiger Schritt.“
Weiteres Testangebot sei wesentlich, um in der Gesellschaft Aufklärungsarbeit zu leisten und Berührungsängste zu nehmen, wie Stadler präzisiert: „Menschen, die positiv auf HIV getestet sind, werden in vielen Lebensbereichen immer noch stigmatisiert und diskriminiert. Mir geht es auch darum, dass wir aktiv gegen jede Form von Diskriminierung und Benachteiligung auftreten und der sozialen Ausgrenzung von HIV-positiven Menschen ein Ende setzen. Es gibt keinen Kampf gegen HIV ohne Kampf gegen die Diskriminierung der Betroffenen.“
Juliana Metyko-Papousek, BA
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